Wie schreibt man eigentlich einen Song? Diese Frage wurde mir in all den Jahren als Musikerin und Songwriterin wahrscheinlich mit am häufigsten gestellt.

Nicht jeder möchte gleich mit einem eigenen Song auf Platz Eins der Charts steigen. Manche möchten die Musik als ihr Hobby einfach nur weiter ausleben oder mal einen eigenen Song verschenken – z.B. als besonderes Geburtstagsgeschenk, in Form eines Heiratsantrags oder einfach nur so.

Dieser Blogpost ist für all diejenigen unter euch, die

a) gerade am Anfang stehen und sich fragen, wie man überhaupt einen Song schreibt und für diejenigen, die

b) schon angefangen haben, aber sich etwas schwer damit tun, mit ihrem Song weiterzukommen.

Hier habe ich Tipps und Tricks zu den jeweiligen Teilbereichen des Songwritings aufgeschrieben und häufig gestellte Fragen dazu, wie man einen Song schreibt, beantwortet. Damit möchte ich euch möglichst einfach zeigen, wie auch ihr einen Song schreiben könnt und euch einen groben Überblick geben.

Noch eine Anmerkung vorab von mir als Songwriterin: Ich persönlich schreibe schon seit über 15 Jahren eigene Songs. Ich bin berufliche Musikerin und auch ich kann immer wieder etwas dazu lernen. Auch in kreativen Bereichen lernt man nie aus. Es dauert, bis man seine eigene Herangehensweise und seinen eigenen Stil gefunden hat. Das ist vollkommen normal. Die Hauptsache ist, dass euch das Songwriting Spaß macht! 🙂 Also verzagt nicht und bleibt dran. 🙂

Und wenn ihr einen eigenen, persönlichen Song verschenken möchtet, aber partout nicht weiterkommt, denkt dran, dass es auch immer die Möglichkeit gibt, dass andere, professionelle Songwriter einen Song für euch schreiben. Ja, das gibt’s! Ihr könnt einen Song ganz nach euren Vorstellungen schreiben lassen.

Aber unabhängig davon teile ich jetzt mit euch ein paar meiner Tipps aus eigener Erfahrung:

Blick von oben: Hannah Stienen sitzt auf dem Bett und schreibt einen Song
Foto: © Studiolächeln Fotografie

1.1. Was schreibt man zuerst? Den Text oder die Musik?

Das ist komplett unterschiedlich und da gibt es kein richtig oder falsch.

Manche schreiben erst den Text und denken sich dann eine Melodie dazu aus. Andere finden erst die für sie passenden Akkorde und denken sich dann Melodie und Text gleichzeitig aus. Wiederum andere denken sich erst die Melodie aus und schreiben dann den Text dazu. Und bei manchen kommt alles mehr oder weniger gleichzeitig zusammen, indem sie an einem Instrument ein paar Akkorde spielen und dann darüber improvisieren.

Nahaufnahme, wie ein Mann Akustikgitarre spielt

Du kannst verschiedene Ansätze ausprobieren. Wähle dann schließlich das, was sich für dich intuitiv „richtig“ oder „am einfachsten“ anfühlt. 🙂 Wichtig ist nur, dass alle drei Elemente (Songtext, Melodie und Akkorde) am Ende zusammenpassen sollten.

Klar ist aber: Nur ein Text ist KEIN vollständiger Song. Dann hast du einen Songtext geschrieben. Oder es bleibt dabei und ist ein Gedicht. Das ist aber natürlich auch schön. Genauso wie es rein instrumentale Musikstücke gibt. 🙂

1.2. Kann ich einen Song schreiben, wenn ich rein gar keine musikalischen Erfahrungen habe?

Wenigstens ein bisschen musikalisches Verständnis sollte gegeben sein und ist beim Songwriting-Prozess sehr hilfreich. Je mehr du kannst und weißt, desto einfacher ist es für dich, das Wissen umzusetzen.

Oft haben wir die Möglichkeiten, wie man einen Song schreibt, aber schon mehr verinnerlicht, als wir am Anfang denken. Manche unterschätzen ihr musikalisches Wissen und Können auch sehr. Daher ist ausprobieren immer die beste Wahl. 🙂

Bevor du dich an deinen ersten komplett eigenen Song wagst, kannst du auch schon die dafür wichtigen musikalischen Fähigkeiten „trainieren“, ohne dass es sich als solches anfühlt: Eine mögliche Übung dafür ist die Folgende:

Übung: Schreibe einen neuen Songtext zu einem schon bestehenden Song

Suche dir einen Song aus, den du schon in und auswendig kennst (z.B. deinen Lieblingssong) und versuche dir passend zu der Melodie einen komplett neuen Songtext zu überlegen. So übst du schon, das Metrum des Textes an die Melodie anzupassen. Dafür allein ein Gefühl zu entwickeln, vereinfacht dir das Schreiben deiner eigenen Songs.

1.3. Was brauche ich, um einen eigenen Song zu schreiben?

  • Papier und Stift, um deine Ideen aufzuschreiben (geht natürlich auch auf einem Tablet)
  • Ein Musikinstrument deiner Wahl (Klavier, Gitarre, Ukulele…) oder eine Musikapp/Software, um die Musik für deinen Song zu schreiben, d.h. zueinander passende Akkorde zu finden und eine passende Melodie zu schreiben. Achte darauf, dass das Musikinstrument im besten Fall auch Akkorde spielen kann und kein reines Melodie- Instrument ist (wie z.B. eine Querflöte). Für den Anfang würde ich hier ein einfaches Instrument empfehlen, bei dem du schon ein paar Akkorde beherrschst. Dabei müssen das gar nicht viele sein. Später mehr. Sich in eine neue Musikapp oder -Sofware einzuarbeiten, dauert auch immer wieder Zeit. Nimm das Tool, das dir am nächsten liegt.
  • Ein Aufnahmegerät, um Ideen festzuhalten (z.B. Handy-App)
  • Ideal: Ein bisschen musikalisches Grundwissen und den Mut, vor dich her zu singen und ganz viel auszuprobieren. 🙂

2. Wie schreibt man einen Song? Diese drei Dinge solltest du dir überlegen, bevor du loslegst

Das Songwriting kann man in verschiedene Bereiche unterteilen. Zuerst gibt es ein paar grobe Fragen, die du dir stellen solltest, um Klarheit darüber zu erlangen, was für einen Song du überhaupt wie schreiben möchtest.

Danach erst gibt es die verschiedenen Songwriting-Schritte: Du schreibst die Melodie, den Text und in den meisten Fällen findest du auch direkt die dazu passenden Akkorde. Hier gibt es jedoch wie oben beschrieben keine feste Reihenfolge, sodass die Schritte leicht verschwimmen können.

Das klingt vielleicht auf den ersten Blick kompliziert, weil du dann „alles auf einmal“ machen musst, heißt aber eigentlich nur, dass du deine Reihenfolge selbst festlegen kannst. Ganz so, wie es dir am besten passt. Und dass du ganz viel Raum zum Ausprobieren hast. 🙂

2.1. Was ist deine Motivation, um einen Song zu schreiben?

Schreibst du den Song nur für dich?

  • Super, dann muss der Song nämlich nur dir gefallen! 🙂 Auch wenn wir selbst manchmal unsere härtesten Kritiker sein können, sind das die besten Voraussetzungen für den Anfang. Du kannst dann nämlich so viel ausprobieren, wie du möchtest. Außerdem kannst du allein entscheiden, ob der Song „gut“ oder „fertig“ ist.

Möchtest du den Song als Geschenk für jemand anderen schreiben?

  • Dann ist es ebenfalls eine private Absicht und der Song muss eigentlich nur euch beiden gefallen. 🙂 Die gute Nachricht: Wenn du aus deinem Herzen sprichst, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Geschenk gut ankommt! Die Geste ist einfach wunderschön und das Geschenk in jedem Fall einzigartig.
Hannah Stienen sitzt auf der Fensterbank und denkt darüber nach, worüber sie einen Song schreiben möchte.
Foto: © Studiolächeln Fotografie

Hast du kommerzielle Absichten und möchtest den Song veröffentlichen, sodass möglichst viele Leute ihn hören?

  • Dann ist die Herangehensweise evtl. etwas komplizierter, denn dein Ziel ist nicht mehr, dass der Song nur dir gefällt, sondern dass er möglichst vielen anderen Menschen gefallen soll.
  • Mein Tipp dazu: Schreibe viele Songs und hole dir Feedback von verschiedenen Leuten ein. Lerne aus ihren Vorschlägen, aber lass dich davon auch nicht aufhalten. Dieses Thema (kommerzielle Songs schreiben) wäre einen ganz eigenen Blogpost wert, daher werde ich hier nicht weiter drauf eingehen. Aber so viel soll gesagt sein: Wenn der Song dir gefällt, ist die Chance auch hoch, dass er auch weiteren Menschen gefällt. 🙂
  • Und meist beginnt man mit dem Songwriting sowieso nicht mit kommerziellen Absichten, sondern eher um seinen Gefühlen Raum zu geben. 🙂

2.2. Was für einen Song möchtest du schreiben?

Damit meine ich, in welchem Genre du deinen Song einordnen möchtest. Wie man am besten einen Song schreibt, hängt nämlich auch von dem angestrebten Musikstil ab. Die meisten Menschen möchten einen klassischen Pop-Song schreiben. Einen Song, wie man ihn z.B. auch im Radio hört.

Du kannst aber natürlich auch einen Reggae-, Metal-, oder Funk-Song schreiben oder ein instrumentales Orchesterstück.

Für den Anfang empfehle ich dir, einen Song in dem Musikstil zu schreiben, den du selbst auch am liebsten hörst. In dem Stil, in dem du dich am wohlsten fühlst.

Das hat den einfachen Grund, dass Songs und Musik verschiedenen Regeln folgen. Diese Regeln zeigen z.B. auf:

  • … welche Akkorde und Akkordkombinationen in dem Stil passen könnten.
  • … wie man dazu passende Melodien bildet
  • … wie die Struktur eines typischen Songs des Genres aussieht

Je mehr du ein Genre kennst, je wohler du dich darin fühlst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du diese „Regeln“ schon verinnerlicht hast. Wahrscheinlich hast du sie verinnerlicht, ohne es überhaupt zu merken.

Für den Anfang empfehle ich dir also Songs in einem sowieso schon bekannten Genre zu schreiben.

Da das für die meisten Personen ein einfacher Pop-Song ist, beschäftigen wir uns in diesem Blogartikel weiter mit einem Pop-Song.

2.3. Wie ist die Struktur eines typischen Pop-Songs aufgebaut?

Einen Pop-Song hat in der Regel immer die gleiche Grund-Struktur. Sie zeichnet sich wie folgt aus:

Strophe 1

Refrain

Strophe 2

Refrain

C-Teil

Refrain

Strophen: Die Strophen erzählen textlich meist die Geschichte des Songs und vermitteln Details. Die Melodie bleibt gleich, der Text verändert sich von Strophe zu Strophe.

Refrain (auch „Chorus“ genannt): Der Refrain ist das Highlight des Songs und wird im Laufe des Songs mehrfach wiederholt. Hier findest du die Kernaussage des Songs und Worte / Phrasen / Melodielinien, die als „Hook“ dienen. D.h. sie bleiben dir im Gedächtnis und sorgen für einen Ohrwurm.

Warum heißen diese Elemente „Hook“? Du hängst quasi am Haken und bekommst so den Song nicht mehr aus deinem Kopf. Wie Fische, die geangelt werden. 🙂

Oft sagt man, es ist fast egal, was in der Strophe abgeht. Wenn der Refrain die Aufmerksamkeit erregt, eingängig ist und zum mitsingen animiert, ist der Song schon „gut“, bzw. bleibt den Menschen gut im Gedächtnis.

Da man hier gerne mit Wiederholungen arbeitet, bleiben sowohl Text als auch Melodie im Laufe des Songs i.d.R. immer komplett gleich.

C-Teil: Der C-Teil wird auch gerne mal „Interlude“ oder „Bridge“ genannt. Meiner Erfahrung nach gibt es bei der Benennung kein wirkliches „richtig“ oder „falsch“. Im C-Teil wird nochmal mehr Abwechslung geschaffen: Eine neue Melodielinie wird vorgestellt und evtl. wird auch ein neuer inhaltlicher Aspekt eingeleitet.

Man kann die Song-Struktur durch die folgenden Teile erweitern:

Intro: Leitet den Song ein, meist instrumental.

Inzwischen wird als Intro tatsächlich auch gerne mal der Refrain oder ein Teil des Refrains angespielt. So haben die Songs vor allem in Playlists bei Streamingdiensten einen hohen Wiedererkennungswert.

Outro: Das Outro beendet den Song, meist ebenfalls instrumental.

Pre-Chorus: Der „Pre-Chorus” ist ein kurzer Teil, der “vor“ dem Refrain aka. Chorus eingeschoben wird. Oft wird im Pre-Chorus die Lautstärke etwas runtergefahren, damit der Refrain richtig schön aufgehen kann.

Die Struktur eines Songs könnte dann so aussehen:

Natürlich gibt es aber auch andere mögliche Songstrukturen. Z.B. könntest du nur Strophen aneinanderreihen, den C-Teil auslassen und durch eine dritte Strophe ersetzen, einen anderen Instrumentalteil für ein Gitarrensolo einbauen u.v.m.

Bleib für den Anfang aber bei einer Struktur, die für dich Sinn ergibt und die du schon aus deinen Lieblingssongs kennst.

Manche Songwriter empfehlen, sich vorab eine Struktur und auch die Dramaturgie des Songs zu skizzieren, an die man sich dann im Songwriting-Prozess halten kann. Wenn dir das hilft, kannst du gerne darauf zurückgreifen. Ich mache das eher weniger und verlasse mich auf meine Intuition. Es ist also kein Muss.

3. Wie schreibt man einen Song? – Die 3 Teilbereiche

Kommen wir nun zum konkreten Songwriting-Prozess. Für einen Song brauchst du einen Text, eine Melodie und die dazu passenden Akkorde. Wie weiter oben schon erwähnt, gibt es keine spezielle Reihenfolge, in der diese drei Teile entstehen müssen. Du kannst also auch immer wieder hin und her switchen. 🙂

Du kannst auch zuerst den Refrain schreiben, und danach erst die Strophen angehen. Schreibe so, wie es sich für dich natürlich und intuitiv richtig anfühlt. Lass dich von deinen Ideen leiten. 🙂

3.1. Wie schreibt man einen Song? – Der Songtext

Die erste Frage, die du dir zum Songtext stellen solltest, ist:

3.1.1 Was möchtest du inhaltlich sagen?

Wahrscheinlich hast du schon ein grobes Oberthema, worüber du einen Song schreiben möchtest. Vielleicht auch nicht.

Gut sind Themen, die dich selbst interessieren. Themen, zu denen du eine Meinung, eine eigene Sichtweise und Erfahrungen gemacht hast.

Mit Musik möchten wir Emotionen vermitteln. Ein Song, der emotional rein gar nichts aussagt, ist ziemlich langweilig. Also erzähle von etwas, was dich selbst berührt.

Andere Themen, zu denen du keinen direkten Bezug hast, sollten vorab definitiv gut recherchiert werden, damit du dich in das Thema hineinversetzen kannst.

Du kannst einen Song über eine Person schreiben, die dir viel bedeutet, und von eurer gemeinsamen Geschichte erzählen. Du kannst über Träume, Ziele und Freundschaft schreiben. Auch das Thema Liebe wird nicht alt.

Was soll die Kernaussage des Songs sein? Diese kannst du dir direkt für den Refrain markieren.

Sobald du ein Thema festgelegt hast, sammelst du Ideen. Schreibe alles auf, was dir in den Sinn kommt. Bilder, Sätze, Worte, Fragen… Durchstreichen und ordnen kannst du später noch. Die Hauptsache ist, dass du Ideen zulässt. Es geht nicht darum, direkt zu beurteilen, was gut oder was schlecht ist. Als erstes steht das Sammeln von Ideen im Vordergrund!

Nahaufnahme, wie jemand etwas in ein Notizheft schreibt. Es könnten Ideen für einen Songtext sein.

Meine Empfehlung:

Der Text sollte sich natürlich anfühlen, wenn du ihn sprichst oder auch singst. Gibt es Worte oder Phrasen, über die du stolperst oder bei denen du dir nicht sicher bist, wie du sie betonen solltest? Schreibe den Songtext nicht nur still vor dich hin, sondern lies dir den Text immer mal wieder vor. Als würdest du zu einem Freund sprechen. Es kann auch helfen, wenn du den Songtext einfach mal mitsingst und eine Melodie improvisierst. Das muss nicht die finale Melodie sein, hilft dir aber ein Gefühl für deinen Songtext und das Metrum zu bekommen.

3.1.2. Was ist nochmal ein Metrum?

Auf der Seite „studyflix“ ist es gut und einfach erklärt:

In der Verslehre (Metrik) verstehst du unter dem Metrum eine festgelegte Reihenfolge von betonten und unbetonten Silben im Vers. Durch diese Abfolge erhält das Gedicht seine Struktur und seinen Rhythmus. Die Metrik hat aber auch Einfluss auf die Stimmung im Gedicht.

„Metrum“, Studyflix.de, https://studyflix.de/deutsch/metrum-2840, abgerufen am 18.04.2022

Wenn du eine gewisse Regelmäßigkeit an betonten und unbetonten Silben in deinem Text hast, stehen die Chancen gut, dass dein Text einfach verständlich ist. Was für ein Metrum genau du nutzt, musst du nicht wissen.

Schauen wir uns doch ein Beispiel an: Betont – unbetont

Wenn sie lacht, verzaubert sie den Raum

Funken in der Luft und Leuchten in den Augen

Wenn Sie Lacht, Hannah Stienen

So würde man diese Zeilen sprechen.

Übung: Drehe die Betonung um und spreche die eigentlich betonten Silben unbetont und die eigentlich unbetonten Silben betont aus.

Du wirst merken, dass es sich ganz komisch anfühlt, die Zeilen so vorzulesen.

Was nehmen wir daraus mit?

Wenn du deinen Text entspannt vorlesen kannst, kannst du ihn wahrscheinlich auch entspannt singen, indem du die Betonungen ganz normal beibehältst und eine Melodie dazu improvisierst. Nicht zu viel nachdenken, einfach machen. 🙂

Grundregeln, wie du einen guten Songtext schreibst:

Der Text sollte einfach sein. Vermeide verschachtelte, komplizierte Sätze, sondern greife auf einfache Sätze zurück.

Sprich den Text mit, um zu kontrollieren, ob sich der Text natürlich anfühlt. Wenn nicht, vereinfache ihn.

3.1.3. Deine Erzählperspektive

Genau wie in Büchern gibt es auch in Songtexten verschiedene Erzählperspektiven. Z.B. die Ich-Perspektive oder den neutralen Erzähler.

Ich würde dir für den Anfang die „Ich-Perspektive“ empfehlen. So kannst du Emotionen etwas einfacher vermitteln, die Situation wird sofort klar und Zuhörer können sich leicht in dich/das lyrische Ich hineinversetzen.

Ein Beispiel für die Ich-Perspektive:

Ich seh, dass deine Lippen sich bewegen

Aber ich verstehe nicht, was du sagst

Du kommst daher und sagst, wir müssen reden

An einem sonst so perfekten Tag

Mein Herz, Hannah Stienen

3.1.4. Sprachliche Mittel

Es gibt viele sprachliche Mittel, die du auch in deinem Songtext nutzen kannst. Ein paar Beispiele sind:

Vergleiche – Du vergleichst etwas oder jemanden mit etwas anderem.

Beispiel: Du bist wie die Sonne

Metaphern – Du vergleichst etwas oder jeamdem mit etwas anderem, lässt aber das „wie“ weg.

Beispiel: Du bist meine Sonne

Personifikationen – Ein Ding bekommt menschliche Eigenschaften zugeschrieben

Beispiel: Die Sonne lacht.

Natürlich gibt es noch weitere sprachliche Mittel, die dir helfen können, eine neue Ebene in deine Songtext zu bringen. Mit ihnen schilderst du nicht nur ein Geschehen, sondern kannst noch mehr Details und Emotionen übermitteln.

Weitere sprachliche Mittel findest du, wenn du bei Google danach suchst.

Es gibt Songwriter, die ganz viele sprachliche Mittel verwenden. Manche eher weniger.

Das ist Geschmackssache. Du kannst dich ausdrücken, wie du möchtest.

Eine persönliche Songwriting-Grundregel von mir zu sprachlichen Mitteln:

Sprachliche Mittel sollten sofort verständlich sein, damit der Zuhörer sich weiter mit deinem Songtext identifizieren kann. Sie sollten (vor allem, wenn du kommerziell schreiben möchtest) für deine Zielgruppe selbstverständlich und weit verbreitet/bekannt sein.

Außerdem hilft es, in einem symbolischen Bereich zu bleiben und nicht zu viele verschiedene sprachliche Mittel miteinander zu vermischen. Z.B. kannst du für einen Song nur Vergleiche und Metaphern aus der Natur wählen. Oder aus der Liebe. Aber wenn du z.B. viele Metaphern aus der Natur, der Liebe, historischen Ereignissen, Alliterationen, Wortspiele etc. mischst, nur damit der Text möglichst künstlerisch wirkt, kann das etwas verwirrend sein.

Diese Herangehensweise kann natürlich genauso gut schön sein und genau zu dir passen. Sie hat ebenfalls ihre Berechtigung. Ich persönlich bin aber ein Fan von einfachen, verständlichen Texten. Wenn ich einen Song höre, möchte ich nicht gleich eine Gedichtanalyse starten.

Mach dir Gedanken, welche Art von Text dir am besten gefällt, und halte dich ungefähr in diesem Stil auf.

3.1.5. Reimschemata

Es gibt verschiedene Reimschemata, die du wahrscheinlich auch noch aus der Schule und der Analyse von Gedichten kennst.

Z.B. gibt es den Paarreim (aabb)

Und du kannst gehen, wohin der Wind dich treibt (a)

Solange du weißt, dass unsere Tür offen bleibt (a)

Egal, wohin das Leben dich lenkt (b)

Du bist unser größtes Geschenk (b)

Oder den Kreuzreim (abab).

Ich seh, dass deine Lippen sich bewegen (a)

Aber ich verstehe nicht, was du sagst (b)

Du kommst daher und sagst, wir müssen reden (a)

An einem sonst so perfekten Tag (b)

Du kannst dich für ein Reimschema entscheiden, kannst während des Songs aber auch immer mal wieder zwischen verschiedenen Reimschemata wechseln.

Wie du oben siehst, gibt es auch unterschiedliche Arten von Reimen. Man unterscheidet zwischen „reinen“ und „unreinen“ Reimen.

Rein sind Reime, wenn alle Buchstaben nach dem letzten betonten Vokal gleich sind.

Also z.B. „treibt“ und „bleibt“.

Wichtig ist hierbei die Aussprache und nicht die Schreibweise. Das heißt „Gitarrensaiten“ und „leiten“ wären auch ein reiner Reim, obwohl man Gitarrensaiten mit „ai“ schreibt.

„Unrein“ sind Reime, die nach dem letzten betonten Vokal nicht genau gleich sind.

Z.B. „Lenkt“ und „Geschenk“ oder „bewegen“ und „reden“.

Wichtig ist, dass sich die Konsonanten vor dem betonten Vokal unterscheiden.

Alos „treibt“ und „bleibt“. Sonst wirkt es kaum wie ein Reim, sondern wie eine Wortwiederholung. Das ist nicht ganz so elegant. Meiner Meinung nach ist es aber auch in Ordnung, sowas ab und zu mal in einen Song einzubauen. Einmal tut nicht weh. Nur sollte nicht der ganze Song voll damit sein.

3.1.6. Muss sich ein Songtext immer reimen?

Nein, muss er definitiv nicht. Er kann sich reimen. Das gibt dem Songtext etwas mehr Struktur. Aber zwanghaft nach Reimen zu suchen, würde ich nicht empfehlen. Das wirkt schnell klischeehaft. Vermeide Reime wie „Haus, Maus, Laus“. Obwohl sie bei Kinderliedern sicher gut funktionieren würden.

Die Bedeutung des Textes ist wichtiger. Wenn du keinen passenden Reim findest, hast du folgende Möglichkeiten:

  • Nutze einen unreinen Reim.
  • Suche nach einem Synonym für das Wort, dass du reimen möchtest und versuche dann darauf einen Reim zu finden.
  • Könntest du der Zeile noch eine andere Bedeutung geben und in eine andere Richtung abbiegen? Vielleicht lässt sich darauf ein Reim finden.
  • Belasse es dabei und lass einen Reim aus.
  • Oder nutze ein anderes Reim-Schema. Z.B. an Stelle des Paarreims (aabb), den Kreuzreim (abab).

Ein letzter Tipp:

Manchmal hat man sooo viel zu sagen und möchte alles in einen Songtext reinpacken. Halt dich lieber zurück und konzentriere dich auf die wichtigsten Elemente, die notwendig sind, damit man deine Geschichte und die Kernaussage versteht. Sonst wirkt ein Songtext schnell überladen und der Song wird richtig lang. Wenn du dich also fragst, wie man einen guten Song schreibt, ist die Lösung für den Songtext oft, nur die wichtigsten Elemente zu behalten und unnötiges zu streichen.

Schreibe lieber noch einen zweiten Song zu demselben Thema. Oder einen dritten. 😀

Zusammenfassung: So schreibst du einen Songtext

  • Mache dir klar, über welches Thema du schreiben möchtest, was du erzählen möchtest und was deine Kernaussage ist.

  • Sammle ganz viele Ideen

  • Entscheide dich für eine Erzähl-Perspektive

  • Ordne nun deine Ideen und schreibe deinen Songtext – die Reihenfolge (Refrain, Strophe, Bridge, Pre-Chorus) ist ziemlich egal.

  • Baue evtl. sprachliche Mittel ein – nur nicht zu viele und zu viele verschiedene

  • Kontrolliere deine Reime: Wirken sie natürlich? Sind sie eher klischeehaft und neigen zu Wortwiederholungen?

  • Lies dir den Songtext immer mal wieder vor und improvisiere eine Melodie dazu um zu schauen, ob sich der Songtext natürlich anfühlt. Sonst vereinfache ihn, bis er sich natürlich anfühlt.

  • Verbessere deinen Songtext, bis du das Gefühl hast:

      1. Die Kernaussage kommt im Refrain rüber
      2. Die Geschichte wird gut erzählt
      3. Der Songtext konzentriert sich auf das Wesentliche

3.2. Wie schreibt man einen Song? – Die Musik bzw. die Akkorde

Kommen wir nun zur Musik.

Ich könnte dir hier viel Musiktheorie an die Hand geben und lang und breit erklären, welche Akkorde du in welcher Tonart verwenden kannst. Ich möchte es für dich aber möglichst einfach halten und orientiere mich an den Basics:

Hast du schon einmal etwas vom „Four-Chord-Song“ gehört?

Wenn nicht, hör ihn dir direkt mal an, bevor du weiter liest:

Im Wesentlichen zeigt es, dass man nur 4 Akkorde braucht, um einen Song zu schreiben. Und zwar immer nur die erste, vierte, fünfte und sechste Stufe einer Tonart.

Zu erklären, was das jetzt genau heißt, würde Musiktheorie benötigen, aber für dich heißt es nur:

Wenn du einen Song in der Tonart G-Dur schreiben möchtest, sind die Akkorde, die du gut nutzen kannst: G-Dur, C-Dur, D-Dur und E-Moll. Hier findest du noch ein paar Beispiele für andere Tonarten:

Akkordtabelle für Akkorde, die man braucht, um einen Popsong zu schreiben.

Natürlich gibt es noch viel mehr als nur vier Akkorde, die du jeweils in einer Tonart nutzen kannst. Aber wir beschränken und hier auf diese, da es sonst nur komplizierter wird. Du hast dann die Qual der Wahl und weißt vielleicht wieder nicht, wo du am besten anfangen kannst. Einschränkung kann die Kreativität fördern! 🙂

3.2.1. So arbeitest du mit der Akkordtabelle

Hast du dich für eine Tonart entschieden, musst du nur noch wissen, wie man diese Akkorde z.B. auf dem Klavier oder der Gitarre spielt. Wenn du das nicht weißt, findest du sicher ein passendes Tutorial dazu auf YouTube.

Jetzt könntest du damit anfangen, die vier Akkorde immer wieder nacheinander zu spielen. Jeden Akkord spielst du einen Takt lang. Schreibst du einen Song im 4/4tel-Takt (worin die meisten Pop-Songs geschrieben sind), heißt das, dass du jeden Akkord viermal anschlägst und dann zum nächsten wechselst. So bekommst du ein Gefühl für die Tonart. Wenn du magst, kannst du auch schon anfangen, eine Melodie über die Akkorde zu improvisieren. Aber dazu kommen wir gleich noch genauer.

Ein guter erster Schritt ist es, erst die Akkorde zu spielen und dann dazu eine Melodie zu schreiben. Hier kannst du dich komplett auf deine Ohren verlassen. Anders herum zu denken (erst eine Melodie schreiben und dann die dazu passenden Akkorde suchen) kann für das ungeübte Ohr um einiges schwieriger sein.

3.2.2. So bringst du Abwechslung in die Akkordauswahl für deinen Song

Jetzt hast du die vier Akkorde deiner ausgewählten Tonart. Und natürlich kannst du sie einfach immer wieder hintereinander spielen, wie in dem Video des „4-Chord-Songs“. Aber auch hier kannst du ein bisschen Abwechslung reinbringen, damit nicht alles gleich klingt.

Du könntest:

  • Das Tempo deines Songs ändern (langsamer oder schneller)
  • Dich generell nur für drei Akkorde entscheiden, die du im ganzen Song nutzen möchtest.
  • In der Strophe zwei Akkorde nutzen und nur im Refrain alle vier Akkorde auskosten
  • Einen Akkord zwei Takte lang spielen und zwei weitere Akkorde jeweils nur einen Takt lang spielen. Und dann könntest du in der nächsten Runde alle vier Akkorde nutzen
  • Eine andere Taktart wählen (z.B. ¾-Takt)
  • Für spätere Songs eine andere Tonart wählen

Beachte: Die Emotionen, die dein Songtext vermittelt, möchtest du wahrscheinlich auch in der Musik deines Songs widerspiegeln.

Frohe Themen legen ein schnelleres Tempo und evtl. auch mehr Akkordwechsel nahe.

Traurigere oder auch romantischere Themen sprechen meist für ein langsameres Tempo.

Achte darauf, dass Musik und Inhalt nicht im Widerspruch zueinander stehen.

Zusammenfassung: So findest du die passenden Akkorde für deinen Song

  • Suche dir eine Tonart aus, in der dein Song stehen soll

  • Übe, die vier Akkorde im Takt spielen zu können

  • Variiere die Kombination deiner Akkorde

  • Finde ein Tempo, das zu dem Inhalt deines Songs passt

  • Schreibe eine dazu passende Melodie

Was uns zu der nächsten Frage bringt:

3.3. Wie schreibt man die Melodie für einen Song?

Wie schon beim Kapitel „Songtexte“ beschrieben, ist es wichtig, dass sich die Melodie natürlich anfühlt. Ich würde daher immer empfehlen, deinen Songtext direkt mitzusingen. Das kostet am Anfang einiges an Überwindung, ist aber super hilfreich um herauszufinden, ob Songtext und Melodie gut zusammen funktionieren. Wenn du die Melodie dann auch noch über deine ausgewählten Akkorde singst, bist du super dabei!

Hier gibt es auch keine „Fehler“ oder ein „richtig“ und „falsch“. Es heißt: ganz viel ausprobieren! Und wenn eine Melodielinie dabei ist, die dir gefällt, nimm sie auf und nutze sie. 🙂

Eigentlich musst du dir auch nicht viele verschiedene Melodien ausdenken: Du brauchst nur eine für die Strophen, eine für den Refrain und eventuell noch eine für den C-Teil. Die verschiedenen Teile werden ja immer wieder wiederholt.

Blick von oben: Jemand spielt Klavier. Der Fokus liegt auf den Händen auf den Klaviertasten.

So schreibst du passende Melodien zu deinem Song:

Hilfreich ist es, zu wissen, welche Möglichkeiten man überhaupt hat, wenn man eine Melodie entwickelt:

  • Die Melodie kann „hoch“ gehen, nach „unten“ gehen, auf einem Ton stehen bleiben oder eine Pause machen.
  • Deine Melodie kann sich in Schritten nach oben oder unten bewegen oder größere Sprünge machen
  • Deine Melodie kann verschieden lange Töne nutzen und diese miteinander kombinieren: Ganze Noten, halbe Noten, Viertelnoten, Achtelnoten, etc. So entstehen verschiedene Rhythmen

Sind deine Textzeilen relativ kurz, haben wenige Silben und du schreibst einen ruhigen Song, so können längere Töne gut in deine Melodie passen.

  • Beispiel: A Thousand Years – Christina Perri

Sind deine Textzeilen lang, nutzen dementsprechend viele Silben und du möchtest vielleicht einen flotteren Song schreiben, kannst du kürzere Noten nutzen und so mehr „Flow“ in deinen Song bekommen.

  • Beispiel: You Need Me I Don’t Need You – Ed Sheeran

Wichtig ist, dass deine Melodie nicht langweilig wirkt. So kannst du Abwechslung in deine Melodien bringen:

  • Wenn du merkst, dass deine Melodien immer nur in eine Richtung (z.B. „nach oben“) gehen, probiere Melodielinien in die andere Richtung aus.
  • Merkst du, dass du dich immer nur in Melodieschritten fortbewegst? Dann probiere mal größere Intervalle (also Sprünge in der Melodielinie) aus.
  • Wenn deine Strophe sehr viel Text hat und du konstant Achtelnoten nutzt, die meist auf der gleichen Tonhöhe bleiben, könntest du im Refrain längere Töne nutzen und den Fokus auf eine melodischere Linie legen. So sorgst du für Abwechslung zwischen den Song-Teilen.

Probiere so lange aus, bis du mit deiner Melodie und dem Song zufrieden bist. 🙂 Und schon hast du deinen eigenen Song geschrieben.

Zusammenfassung: So schreibst du eine schöne Melodie zu deinem Song

  • Improvisiere eine Melodie zu deinem Songtext über die Akkorde, die du dir ausgesucht hast

  • Achte darauf, dass die Melodie zur Stimmung deines Textes passt

  • Bringe Abwechslung in deine Melodie und nutze dafür die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten

4. Was macht einen guten Song aus?

Wenn man sich fragt, wie man einen Song schreibt, fragt man sich indirekt natürlich auch, wie man einen „guten“ Song schreibt. Und woran man das überhaupt erkennt.

Die Frage ist super subjektiv. Das kennst du sicher auch: Manche Songs, die du total toll findest, finden Freunde von dir schrecklich… Andere dagegen bringen euch alle zum Tanzen. Geschmäcker sind eben verschieden. Und das ist vollkommen okay.

Trotzdem möchte ich dir ein paar Punkte an die Hand geben, um die Frage zu beantworten, wie man einen „guten“ Song schreibt.

4.1. Was macht einen guten Song für DICH aus?

Hör dir deine Lieblingssongs an und frage dich, warum gerade dies deine Lieblingssongs sind.

Wegen des Textes? Wegen der spannenden Melodie? Weil es tolle, harmonische Wendungen gibt, die einen überraschen?

Alles hat seine Berechtigung.

4.2. Ein guter Song sollte authentisch sein.

Meiner Meinung nach sollte ein guter Song authentisch sein. Das heißt, man sollte merken, dass der Künstler / Songwriter hinter dem Text steht und es ernst meint. Vielleicht sind Details eingebunden, sodass man das Gefühl bekommt, er hat diese Geschichte wirklich selbst erlebt. Im Endeffekt heißt das: Schreibe aus deinem Herzen und verstelle dich nicht. Songwriting kann auch eine eigene Art des Tagebuchschreibens sein. 🙂

4.3. Man sollte sich mit dem Song identifizieren können.

Die meisten Songs bleiben einem besonders im Gedächtnis, wenn man sich mit ihnen (d.h. mit dem Text) identifizieren kann. Und das können wir meist, wenn es um Geschichten geht, die wir selbst auch erlebt haben. Daher sind solche Themen wie Freundschaft oder Liebe auch nach all den Jahren und Millionen von Songs immer noch aktuell. 🙂

Einen „einfachen“ Song zu schreiben, der nur 4 Akkorde braucht und diese „Struktur-Regeln“ verinnerlicht, ist nicht direkt „langweilig“ oder „schlecht“. Vielleicht sind sie sogar besonders gut. Songs dürfen einfach sein. Tatsächlich ist es für Zuhörer so sogar noch einfacher, sich die Songs einzuprägen, als wenn sie super kompliziert sind. Das ist der Grund, warum die meisten Menschen Songs hören, die in den Charts sind, und warum nicht alle auf einmal „Free Jazz“ bevorzugen. Regeln helfen unserem Gehirn Songs zu verstehen. Und was wir verstehen, mögen wir. 🙂

5. Wie lange dauert es, einen Song zu schreiben?

Das ist komplett unterschiedlich und hängt auch von der Art ab, wie man einen Song schreibt. Ich habe schon Songs innerhalb einer halben Stunde geschrieben. Andere Songs brauchen mehr Zeit und der Songwriting-Prozess verteilt sich über mehrere Wochen. Am Anfang dauert es wahrscheinlich ein bisschen länger, weil man noch viel ausprobieren muss. Mit der Zeit findet man seine eigene Herangehensweise und seinen Songwriting-Stil. Musikalisch und textlich. 🙂

6. Ich habe einen eigenen Song geschrieben. Und jetzt?

Erst einmal: Super! Herzlichen Glückwunsch! 🙂 Die Challenge „Wie man einen Song schreibt“ hast du also erfolgreich gemeistert! 🙂

Jetzt heißt es: Immer weiter schreiben! Üben, üben und nochmals üben. 🙂

Dein erster Song muss kein Hit sein. Höchstwahrscheinlich wird er das auch nicht sein. Aber mit der Zeit verbesserst du dich, findest deinen eigenen Songwriting-Stil und bekommst ein Gefühl dafür, welche Songs „gut“ sind und welche noch Verbesserungspotenzial haben.

Hole dir Feedback von anderen Musikern und Songwritern und lerne aus konstruktiver Kritik.

Höre ganz viel Musik. Schreibe Lieder. Probiere neues aus.

Und Schritt für Schritt kannst auch Du zu einem Songwriter werden. 🙂

6.1. Das „Produzieren“ eines Songs

Jetzt hast du einen Song, der aus Text und Melodie besteht. Vielleicht hast du auch schon die passenden Akkorde dazu gefunden oder sie direkt mit Text und Melodie geschrieben.

Du kannst den Song natürlich jetzt live performen und es dabei belassen. Normalerweise nimmt man einen Song aber im nächsten Schritt auf und „produziert“ ihn. Das heißt, man überlegt sich, wie man musikalisch noch mehr aus dem Song rausholen kann. Vielleicht möchtest du eine Band den Song spielen lassen? Oder du möchtest mit Soundeffekten arbeiten? Diese Arbeit versteht man als „Produzieren“ eines Songs.

Eine Frau sitzt mit Kopfhörern auf vor ihrem Laptop. Sie könnte einen Song produzieren.

Natürlich musst du deinen Song nicht komplett produzieren, um ihn festzuhalten. Das ist nochmal eine ganz andere Arbeit. Du kannst ihn genauso gut einfach mit einem Handy aufnehmen, damit du ihn nicht vergisst. Gute Songs funktionieren auch nur mit Gesang und einem Begleitinstrument. 🙂

7. Und was mache ich, wenn ich wirklich nicht vorankomme und es nicht schaffe, einen eigenen Song zu schreiben?

Dann hast du verschiedene Möglichkeiten:

  • Du probierst es weiter aus und schaust, was passiert. Songwriting darf Spaß machen. Das ist die Hauptsache. 🙂 Es gibt weitere Blogartikel und YouTube Videos, die Tipps mit dir teilen. Schau sie dir an bzw. lies sie dir durch und schau, ob dir etwas davon hilft. 🙂
  • Du holst dir Hilfe von anderen Musikern. Z.B. könntest du eine private Songwriting-Stunde buchen oder deinen Gitarrenlehrer nach Hilfe fragen, etc. Wende dich an professionelle Musiker, die dir bei deinen Fragen konkret weiterhelfen können.
  • Schreibe einen Song mit einem Freund. Gemeinsam könnt ihr Ideen entwickeln und eure jeweiligen Stärken und Schwächen ausgleichen.
  • Du gibst den Songwriting-Prozess an einen anderen Musiker ab. Nicht jeder muss einen eigenen Song schreiben. Das kann ja auch ganz schön schwierig sein. Viele bekannte Künstler sind auch reine Interpreten und lassen ihre Songs von anderen Leuten schreiben.

Wenn du beim besten Willen nicht weißt, wie du einen Song schreiben sollst, hast du auch immer die Möglichkeit, andere Songwriter damit zu beauftragen, einen Song für dich zu schreiben. Wenn du z.B. einen persönlichen Song verschenken möchtest, kannst du klar sagen, was du aussagen möchtest und wie du dir den Song in etwa vorstellst. Jemand anderes schreibt dann den Song für dich. Falls dich das interessiert, kannst du hier nachlesen, was du beachten solltest, wenn du einen Song schreiben lassen möchtest. 🙂 Oft bekommst du ein Komplettpaket angeboten und am Ende einen qualitativ hochwertig aufgenommenen Song mit deiner bzw. eurer persönlichen Geschichte. Oder du nimmst den Gesang selbst auf. Das geht auch. 🙂 Es ist vollkommen in Ordnung, das Songwriting abzugeben. Auch wenn es ein besonderes und persönliches Geschenk werden soll. Man muss ja nicht immer alles selbst machen. Und das Ergebnis ist auch so unglaublich schön und besonders. 🙂

8. Zusammenfassung, wie man einen Song schreiben kann

Im Endeffekt ist Songwriting ganz viel Ausprobieren.

  • Habe den Mut, alle deine Ideen aufzuschreiben und zu Wort kommen zu lassen. Streichen kannst du sie immer noch im Laufe des Prozesses.

  • Habe Spaß beim Songwriting und lege deinen Fokus eher darauf, deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, als perfekte Reime zu finden. Manchmal ist gerade das Ausbrechen aus Perfektion und altbekannten „Regeln“ das, was einen Song so gut und einzigartig macht.

  • Wenn du nicht weiter kommst, springe nochmal in die Teilabschnitte zu Songtext, Melodie und Akkorden und versuche durch neue Ideen und Herangehensweisen deine Kreativität neu zu entfachen. Das theoretische Wissen, wie man z.B. einen Songtext oder eine Melodie schreibt, kann dir bei Kreativ-Blockaden sehr helfen.

  • Ganz wichtig: Probiere dich aus und schreibe über die Themen, die dich bewegen.

Ich wünsche dir ganz viel Spaß dabei, deine Songs zu schreiben! 🙂

Viele Grüße,

Hannah